Scrum ist eine Strategiemethode, die einen agilen und iterativen Ansatz verfolgt, um komplexe Arbeit zu verwalten und Softwarelösungen mit sich häufig ändernden Geschäftsanforderungen zu verwalten. Als Rahmenwerk hat Scrum seine Wurzeln im Artikel „The New New Product Development Game“ von Hirotaka Takeuchi und Ikujiro Nonaka in der Harvard Business Review aus dem Jahr 1986, welche die Idee vertraten, dass Unternehmen mehr erreichen können, wenn sie „eine ganzheitliche Methode anwenden. Wie beim Rugby wird der Ball innerhalb des Teams weitergegeben, während es sich als Einheit auf dem Feld bewegt“. Anfänglich vor allem auf die Softwareentwicklung angewandt, wird die Methode inzwischen auch im Projektmanagement und in anderen Bereichen wie Marketing, Produktentwicklung und Finanzdienstleistungen eingesetzt. Traditionelle Softwareentwicklungsmodelle, um nur einen exemplarischen Anwendungsfall im Scrum zu nennen, reichen heutzutage nicht aus, um ein effektives Softwareprodukt zu erstellen. Das Wasserfallmodell zum Beispiel eignet sich nur für kleine Produkte mit gut definierten und klaren Anforderungen. Es ist jedoch nicht ausreichend für Projekte oder Produkte, bei denen sich die Kundenanforderungen häufig ändern. Da das Wasserfallmodell eine sequentielle Methode ist, kann man in der Mitte des Entwicklungsprozesses nicht ohne Weiteres zu den vorherigen Phasen zurückkehren, um Änderungen im Hinblick auf den Kunden vorzunehmen. Um diese Probleme zu vermeiden, führt man den Prozess Agile Scrum ein.
Der Scrum-Rahmen basiert auf ständiger und engmaschiger Zusammenarbeit, so dass Teams eine Aufgabe innerhalb einer bestimmten Zeit abschließen können, bevor sie zur nächsten Projektphase übergehen. Die wichtigsten Scrum-Aspekte sind das Sprint Meeting, das Daily Scrum, die Sprint Review und die Sprint Retrospektive. Ein Sprint ist ein kleiner, zeitlich begrenzter Zeitraum, den das Team benötigt, um eine Reihe von Aufgaben innerhalb dieses Zeitraums zu erledigen. Release Planning Meetings dienen der Planung und Spekulation der Sprintgruppe, diese Meetings sind jedoch optional.
Die Scrummethode besteht aus vordefinierten Rollen und Prozessen.
Scrum-Rollen umfassen:
1. SCRUM-Master: Hält die Scrum-Prozesse aufrecht. Teammitglieder wenden sich an den Scrum Master, um Anweisungen zu erhalten. Es ist die Aufgabe des Scrum Masters, das Team auf dem Laufenden zu halten, Hindernisse für den Fortschritt zu beseitigen und die Kommunikation zwischen dem Product Owner und dem Entwicklungsteam zu erleichtern.
2. Eigentümer des Produkts: Interessenvertreter oder Kunde
3. Scrum-Team: Die Personen die außerhalb des Scrum Masters an dem jeweiligen Projekt oder Auftrag beteiligt sind. Sie führen die besprochenen Arbeitsaufgaben aus.
Scrum beginnt mit der Sprint-Planung. Ein Sprint ist, wie schon zuvor beschrieben, ein Zeitrahmen der dem Team für die Fertigstellung der ausgewählten Aufgaben zugewiesen wird. Hierbei werden die Anforderungen in konkrete Aufgaben (Tasks) zerlegt. Diese sollten innerhalb eines Tages bearbeitet werden können. Großer Wert wird hier auf effiziente Kommunikation gelegt; Meetings werden präferiert „Face-to-Face“ abgehalten und keinesfalls lediglich nur durch Übergabe von Dokumenten praktiziert. Das Ergebnis der Sprint-Planung ist der Sprint Backlog.
Das Product Backlog ist eine Prioritätenliste der hochrangigen Kundenbedürfnisse mit Anforderungen. Das Backlog wird ständig weiterentwickelt und vom Product Owner geführt. Da dieses dynamisch ist, ist es niemals vollständig, der Product Owner passt es ständig an die Wünsche des Kunden an. Aus den Anforderungen des Product Backlogs werden konkrete Arbeitspakete herausgearbeitet, die das Team innerhalb eines Sprints bearbeitet. Das Sprint Backlog dient dabei zur Prognose darüber, inwieweit das nächste Produktinkrement funktionstüchtig sein wird und welche Arbeit noch notwendig ist, um ein funktionsfähiges Produkt abliefern zu können. Nachträgliche Änderungen am Sprint Backlog werden nicht akzeptiert, jedoch werden alle erforderlichen Änderungen im kommenden Sprint berücksichtigt. Zum Zeitpunkt des Sprints findet eine 15-minütige Besprechung statt, die als Scrum bezeichnet wird. Hier wird besprochen, was zum Beispiel gestern bearbeitet wurde. Am Ende jedes Sprints stellt das Team den Kunden die erledigten Aufgaben (Done) vor und erhält Feedback für den nächsten Sprint. Hierbei gilt, dass am Ende jedes Sprints auf jeden Fall zumindestens ein funktionsfähiges Zwischenprodukt – das sogenannte Produktinkrement, ausgearbeitet sein muss. Hier gilt, dass es auch einsatzfähig sein muss, wenn der Product Owner es noch nicht ausliefern will.
Vorteile der Scrummethode
● Produkte werden schnell und kohärent fertiggestellt
● Scrum sorgt für einen effizienten Einsatz von Geld und Zeit
● Große Projekte werden in überschaubare Sprints unterteilt
● Entwickelte Produkte werden während der Sprint-Analyse codiert und getestet
● Jede Aufgabe wird für eine schnelle Softwareentwicklung ordnungsgemäß erledigt
● Die Teammitglieder können mit Scrum-Meetings eine klare Vorstellung erreichen und erhalten Feedback von Kunden für eine bessere Produkt- oder Prozessverbesserung
Vorteile der Scrummethode in der agilen Beschaffung
● Ermöglicht es Unternehmen, schneller intelligente Entscheidungen zu treffen
● Positioniert Unternehmen als strategische Partner mit Verhandlungsspielraum
● Führt zu grundlegenden Veränderungen in den Unternehmensprozessen und Technologien
● Verbessert die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit für Kunden
Die Scrummethode stützt sich auf sechs Grundprinzipien, die bei jedem Projekt befolgt werden müssen. “Muss“ ist das Schlüsselwort, denn Scrum-Anhänger legen großen Wert darauf, dass jedes Prinzip intakt bleibt und eingehalten wird, damit das Team nicht den Fokus verliert und das Projekt keine Rückschläge erleidet.
Die sechs Prinzipien lauten wie folgt:
1. Kontrolle über den empirischen Prozess.
In Scrum basiert der empirische Prozess auf der Beobachtung harter Fakten und auf Experimenten, nicht auf Theorie. Die Kontrolle des empirischen Prozesses beruht auf drei Grundgedanken: Transparenz, Inspektion und Anpassung.
2. Selbst-Organisation.
Da der Scrum-Prozess von vielen Einzelpersonen abhängt, ist Selbstorganisation unerlässlich. Jeder Beteiligte ist befugt, unabhängig zu arbeiten. Das Prinzip der Selbstorganisation ermöglicht eine größere Akzeptanz bei allen Beteiligten und erleichtert die Bewertung der einzelnen Beiträge.
3. Kollaboration.
Scrum ist ein kollaborativer Prozess, was sich an den vielen beteiligten Rollen zeigt (mehr dazu weiter unten). Dieses Prinzip konzentriert sich ebenfalls auf drei Dimensionen der Zusammenarbeit: Bewusstsein, Artikulation und Aneignung.
4. Wertorientierte Prioritätensetzung.
Dieses Prinzip beinhaltet die Organisation und Priorisierung von Aufgaben auf der Grundlage ihres Wertes und der Art und Weise, wie sie erledigt werden müssen.
5. Time-Boxing.
In Scrum werden die Aufgaben in „Sprints“ erledigt, denen jeweils eine bestimmte Zeitspanne zugewiesen wird. Diese Zeiteinteilung stellt sicher, dass alle Beteiligten wissen, wie viel Zeit für jeden Schritt zur Verfügung steht, mit dem Ziel, Verzögerungen zu vermeiden.
6. Iterative Entwicklung.
Dieser letzte Grundsatz bezieht sich auf die Erkenntnis, dass ein Projekt während des Entwicklungsprozesses möglicherweise mehrmals überarbeitet werden muss. Der iterative Prozess ermöglicht Anpassungen vorzunehmen und Veränderungen leichter zu bewältigen.
Scrum-Teams sollten wie folgt aufgebaut sein:
1. Funktionsübergreifend.
Jedes Teammitglied verfügt über die für die Wertschöpfung erforderlichen Fähigkeiten. Sie sind selbstorganisiert und befähigt, unabhängig an ihren individuellen Zielen zu arbeiten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
2. Kleine Teams.
Um Kommunikationslücken und Produktivitätseinbußen zu vermeiden, ist es empfehlenswert, Teams auf 10 Personen oder weniger zu beschränken. Auf diese Weise ist das Team groß genug, um innerhalb eines Sprints umfangreiche Arbeiten abzuschließen und gleichzeitig klein genug, um Kommunikationsschwierigkeiten zu vermeiden.
3. Klare Definition der Verantwortlichkeit
Das gesamte Scrum-Team ist dafür verantwortlich, in jedem Sprint ein wertvolles, nützliches Produkt zu schaffen. Daher ist es wichtig, dass alle Teammitglieder ihre Rollen und Aufgaben verstanden haben und wissen in welchen Arbeitsbereich sie die Verantwortlichkeit tragen.
Was kann nun also zusammengefasst gesagt werden?
Scrum stellt eine alternative und an die moderne Arbeitswelt angepasste Projektmanagement Methode dar, die es ermöglicht, in schnellen, kleinen Schritten Arbeitsergebnisse zu schaffen. Im Gegensatz zu klassischen Modellen stehen schneller Arbeitsergebnisse zur Verfügung und mit jedem kleinen Schritt bietet sich die Möglichkeit, die Gesamtrichtung des Projektes zwischendurch immer wieder zu validieren und notfalls neu auszurichten. Dies ermöglicht nicht nur eine flexiblere Arbeitsweise, sondern kann auch ausschlaggebend für den Erfolg eines Projektes sein. Man erkennt; die Scrum Methode ist nicht mehr aus dem Projektmanagement wegzudenken und sollte daher Beratern nicht fremd sein.
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